03. Juli 2018
Geschrieben von: Lars Strohmaier

Warum das Handwerk attraktiver sein kann als ein Studium.

Die Digitalisierung bringt auch dem Handwerk neue Chancen.

Selten waren die Berufsaussichten im Handwerk so gut wie heute, denn qualifizierte Handwerker werden händeringend gesucht. Der Fachkräftemangel entsteht in erster Linie durch zu wenige Bewerber. Erschwert wird die Situation dadurch, dass die Firmennachfolge unsicher ist. Bildungspolitiker erkennen zunehmend, dass es ein Fehler war, Jahrzehnte lang auf das Studium als Basis einer erfolgreichen Berufskarriere zu setzen. So sind heute in vielen Handwerksberufen auch Schüler willkommen, die nur mittelmäßige Noten vorweisen können.

Letztendlich sind Begeisterung für den Beruf und praktische Fähigkeiten für eine Karriere wichtiger als Noten. So haben aktuell zahlreiche junge Menschen eine nie dagewesene Chance auf berufliche Erfüllung im Handwerk.

Letztendlich sind Begeisterung für den Beruf und praktische Fähigkeiten für eine Karriere wichtiger als Noten.

Die Bildungspolitik stärkt das Handwerk

Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt kleine und mittlere Handwerksbetriebe darin, Studienabbrecher für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Nach dem Konzept des Berufsabiturs erlangen Absolventen nach vier Jahren sowohl die allgemeine Hochschulreife als auch einen Gesellenbrief. Der Meisterbrief ist einem akademischen Bachelorabschluss heute formell gleichgestellt. Um vorhandene Lücken zu füllen, bemüht man sich gezielt um Studienaussteiger und Migranten. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks setzt sich außerdem dafür ein, dass Ausbildungen im Handwerk ebenso wie die Abschlussprüfungen kostenfrei werden.

Das Handwerk lässt zahlreiche Türen offen

Das geflügelte Wort „Handwerk hat goldenen Boden" hat heute so viel Gültigkeit wie eh und je. Dass das Handwerk immer noch ein Imageproblem hat, liegt auch daran, dass viele junge Menschen gar nicht wissen, welche Chancen im gewählten Beruf stecken. So wird die Zukunft des Handwerks auf dem Bau stark unterschätzt. Gut ausgebildete Handwerker können in unterschiedlichen Betrieben aller Größenordnungen arbeiten. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es zahlreiche. Ein ausgebildeter Geselle kann sich zum Meister oder Techniker qualifizieren und anschließend studieren. Vielfach ist auch ein Studium nach abgeschlossener Berufsausbildung und Berufspraxis möglich. Mit einer späteren Selbstständigkeit lassen sich Wünsche nach kreativer Verwirklichung realisieren.

Ein ausgebildeter Geselle kann sich zum Meister oder Techniker qualifizieren und anschließend studieren

Noch möchten die meisten jungen Menschen mit einem kreativen Berufswunsch im Handwerk Tischler werden. Hier verzeichnet die Branche eine Wachstumsrate von 19 %. Doch auch auf der Baustelle gibt es Karrieremöglichkeiten. Zudem wird hier besser bezahlt als in anderen Branchen. Wer sich im Handwerk selbstständig macht, kann oft mit besserem Verdienst als bei einer akademischen Laufbahn rechnen. Um Personal zu gewinnen, müssen Betriebe dennoch mehr tun als jetzt. Gerade in kleineren Unternehmen gibt es zu wenige Weiterbildungsmöglichkeiten. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie lässt noch zu wünschen übrig.

Mehr Chancen im Handwerk durch Digitalisierung

...doch mit über 3,6 Millionen Betrieben verdient gerade das Handwerk mehr Aufmerksamkeit.

Mit der Digitalisierung geht auch für Handwerksbetriebe großes Entwicklungspotential einher. Technische Errungenschaften machen administrative Abläufe deutlich leichter, sparen Zeit und damit Geld. Zwar standen in den vergangenen Jahren hauptsächlich Onlinehandel und die Produktion 4.0 im öffentlichen Fokus, doch mit über 3,6 Millionen Betrieben verdient gerade das Handwerk mehr Aufmerksamkeit. Besonders große Chancen haben Betriebe, die das traditionelle Handwerk mit technischem Fortschritt kombinieren. Auch wenn in vielen Firmen noch keine intelligente Software zum Einsatz kommt, wird die Digitalisierung grundsätzlich positiv bewertet.

Durch besseren Überblick macht sie die Auftrags- und Mitarbeiterplanung schneller und kostengünstiger. Trackingsysteme können Lagerbestände und Liefersysteme überwachen und Abläufe rationalisieren. Stundenzettel lassen sich problemlos erfassen, Fehlerquellen leichter ausschließen. Da sich auch im Handwerk die Anforderungsprofile verändert haben und immer mehr Menschen mit Führungspersönlichkeit gesucht werden, bieten sich für Abiturienten und Studienabbrecher beste Chancen.

Handwerker App mit großem Potenzial

Moderne Apps erleichtern die Verwaltung von Arbeitszeiten & Co. Ob auf der Baustelle oder im Betrieb vor Ort, eine Handwerker App zur Zeiterfassung speichert Arbeitszeiten automatisch nach rechtlichen Vorschriften und spart bis zu 80 % des Verwaltungsaufwandes. Mit einem Klick wird ersichtlich, wer wie lange wann und wo gearbeitet hat. Ein- und Ausstempeln erfolgen bequem via Smartphone, Stundenzettel werden überflüssig. Dennoch sind Handwerksbetriebe von solider, nachhaltiger Arbeit geprägt. Hierauf kann man sich auch heute jederzeit berufen. Die traditionell regionale Verwurzelung sichert Arbeitsplätze vor Ort und ist Teil der Wertschöpfungskette. Als ethisches Leitbild zur Gestaltung der Zukunft hat Nachhaltigkeit nach wie vor Gültigkeit.

Ob Verwendung von Hölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder eine Zertifizierung in ökologischer Gebäudesanierung, Nachhaltigkeit ist Zukunft und viel mehr als ein Schlagwort.
Lars Strohmaier Redakteur

Hauptsächlich im Vertrieb tätig, bringt er seine Expertise auch im Blog unter.